Meisterstück und Maßstab
Die Hufeisensiedlung gehört zu den bekanntesten Großsiedlungen Berlins und steht auf der Welterbeliste der UNESCO. Ihre Hufeisenform gab nicht nur der Siedlung ihren Namen, sondern war auch Grundlage für das Firmenlogo der GEHAG – und nun das der Deutsche Wohnen. Die GEHAG Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft war auch der Auftraggeber der berühmten Bauhaus-Architekten Bruno Taut und Martin Wagner, die diese Siedlung planten und bauten.
„Licht, Luft und Sonne“
Wer hier wohnt, zieht nur selten wieder weg. Die Bewohner:innen – ob Familien, Singles, Paare oder Senioren – wissen zu schätzen, dass sie in einem Welterbe leben, und pflegen Quartier und Quartiersleben. Einige der älteren Mieter wohnen seit der Errichtung der Hufeisensiedlung Ende der 1920er-Jahre dort und sind untrennbar mit der Siedlung verbunden. Das spiegelt sich auch in der engagierten Vereinsarbeit der „Freunde und Förderer der Hufeisensiedlung Berlin-Britz“ wider, die sich für den Erhalt der denkmalgeschützten Anlage und das nachbarschaftliche Miteinander einsetzen.
Erbaut wurde die Großsiedlung nach der damaligen Maxime „Licht, Luft und Sonne“ für alle. Dazu kommen die für Bruno Taut typische Gliederung der Baukörper durch vorgezogene Treppenhäuser und der Einsatz von Farbe als architektonisches Gestaltungsmittel. Dabei gibt es hier nicht nur Häuserblöcke, sondern auch kleine Einfamilienhäuser, die den Eindruck einer idyllischen Gartenstadt unterstützen.
Grünflächen gehören selbstverständlich dazu
Die Architekten der Berliner Moderne haben die Gärten und Grünflächen immer als „Außenwohnraum“ begriffen, und entsprechend werden sie durch die Deutsche Wohnen genauso gepflegt wie die Häuser selbst. Für die Deutsche Wohnen ist diese architekturhistorisch prägende Wohnanlage der Berliner Moderne auch heute noch ein wichtiger Maßstab für modernes Wohnen.
Die Menschen in der Hufeisensiedlung
Weitere Informationen zur Hufeisensiedlung
Bezirk: Neukölln
Ortsteil: Britz, U-Bahnhof Blaschkoallee und Parchimer Allee
Straßen: Buschkrugallee, Dörchläuchtingstraße, Fritz-Reuter-Allee, Gielower Straße, Grüner Weg, Hüsung, Jochen-Nüßler-Straße, Liningstraße, Lowise-Reuter-Ring, Miningstraße, Onkel-Bräsig-Straße, Parchimer Allee, Paster-Behrens-Straße, Stavenhagener Straße, Talberger Straße
Gesamtfläche: 37,1 ha
Anzahl Wohnungen: 1.964, davon 679 Reihenhauseinheiten
Wohnungsgrößen: 1 ½ bis 4 ½ Zimmer
Erbaut: 1925 bis 1931
Städtebaulicher Entwurf: Bruno Taut (mit Martin Wagner)
Architekten: Bruno Taut, Martin Wagner
Freiraumplaner: Leberecht Migge, Ottokar Wagler
Bauherr: GEHAG Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschft
Denkmalschutz: seit 1984
UNESCO Weltkulturerbe: seit 2008
Eigentümer: Deutsche Wohnen, Einfamilienhäuser überwiegend im Privatbesitz
Auf den Flächen des ehemaligen Rittergutes Britz entstand ab 1925 eine Großsiedlung für 5.000 Menschen. Taut integrierte Architektur und Topographie – nicht nur mit dem namensgebenden Hufeisen um einen eiszeitlichen Pfuhl. Er machte Asymmetrien und die versetzte Anordnung der Häuserzeilen zum städtebaulichen Prinzip. Dreigeschossige Zeilenbauten mit Etagenwohnungen umrahmen dabei niedrigere, zweigeschossige Einzelhausreihen. Entlang der Fritz-Reuter-Allee grenzt die „Rote Front“ die Siedlung bewusst gegen die benachbarte Eierteich-Siedlung mit ihrer traditionalistischen Formensprache ab. Nach Protesten konservativer Abgeordneter hatte der Magistrat dieses Gelände aus dem Planungsbereich Tauts herausgelöst und der Degewo zugesprochen. Deshalb liegen die späteren Bauabschnitte der Hufeisensiedlung mit ihren reinen Zeilenbauten an der Buschkrugallee und Parchimer Allee - abseits vom Rest der Siedlung.
Im sechsten Bauabschnitt entstanden vierzehn deutlich enger gestellte Zeilen, die auch in der Formensprache reduziert sind. Das erlaubte eine rationellere Bauweise – eine Reaktion auf die Kürzung der Förderung aus dem Hauszinssteueraufkommen.
Die Deutsche Wohnen hat in der Hufeisensiedlung eine Info Station mit einem Café und einer Ausstellung eingerichtet, die über die sechs UNESCO-Welterbesiedlungen in Berlin informiert. Genauso wie in der Großsiedlung Siemensstadt ist auch die Info Station der sogenannten Großsiedlung Britz ein Treffpunkt für Anwohner:innen, Besucher:innen und Architekturinteressierte. Sie befindet sich in einer aufwendig denkmalgerecht sanierten Wohnung mit Laden und Mietergarten direkt im Hufeisen, in der die Besucher das ursprüngliche Farbkonzept Bruno Tauts erleben. Die Kücheneinrichtung der 1920er-Jahre, das dem Original weitgehend angepasste Badezimmer und der in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellte Mietergarten geben einen einmaligen Eindruck vom Leben in der Hufeisensiedlung in den 20er und 30erJahren des vorigen Jahrhunderts. Die Ausstellung informiert in deutscher und englischer Sprache über die Hufeisensiedlung sowie über die übrigen fünf UNESCO-Welterbesiedlungen in Berlin.
Für die Deutsche Wohnen betreiben die Info Station das auf Architekturstadtführungen spezialisierte Büro Ticket B – Architektur erleben sowie der Verein Freunde und Förderer der Hufeisensiedlung Berlin-Britz e.V.
Adresse: Fritz-Reuter-Allee 44, 12359 Berlin, Tel. 030 420 26 96 20
Öffnungszeiten: freitags und sonntags (April-Sept.: 14 bis 18 Uhr / Okt.-März: 13 bis 17 Uhr)