Berlin

Gesichter der Bienenstadt Berlin: Die Rückkehr des Honigs in die Dubrowstraße


09.12.2024

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Bienen verändern das Verhältnis zur Natur und zu den Jahreszeiten. Das hat der heute 92-jährige Uwe Petersen vor mehr als vierzig Jahren gelernt. Damals war er bei der Wirtschaftsförderung von Berlin beschäftigt und verhalf einer Gruppe von Imkern zu einer eigenen Organisation und Fördermitteln, um eine Imkerschule gründen zu können. Sie motivierten ihn, selbst dazu beizutragen, dass in Berlin genug Bienen schwirren. Dafür stellten sie Herrn Petersen ein Volk und einen Paten. Er trat damit in die Fußstapfen seines Großvaters. Von da an stellte sich jedoch eine Frage: Wo sollten seine Bienen ihr neues Zuhause finden?

Die Dubrowstraße: Wo die Kiefern höher gewachsen sind als die Häuser

Seit 1979 lebt Herr Petersen in der besonderen Siedlung Dubrowstraße, „wo die Kiefern älter und höher gewachsen sind als die Häuser” – ein idealer Ort also für Bienen. Anfang der 1980er Jahre stellte er sein erstes Volk im Innenhof zwischen seinem Erker- und Schlafzimmerfenster auf. Am nächsten Morgen flogen die ersten Bienen gegen seine Fensterscheiben. „Das hat meiner Frau nicht gefallen und sie hat mich vor die Wahl gestellt: ich oder die Bienen”, schmunzelt er.

Ganz Berlin ist eine Bienenstadt

Auf dem Dach seines Büros am Landwehrkanal fand Herr Petersen den benötigten Platz. Um den Bienenstock aufzustellen, war er jedoch auf die Erlaubnis des Hauseigentümers, der Berliner Hypotheken- und Pfandbriefbank, angewiesen. Der damalige Vorstandsvorsitzende Klaus-Rüdiger Landowski wunderte sich zunächst über den Antrag, ließ sich dann aber von einem befreundeten Imker die Bedeutung der Bienen für den Naturschutz erläutern. Und so flogen die Bienen von Herrn Petersen bald schon über den Landwehrkanal. Berlin ist ohnehin als Bienenstadt konstruiert. Die Bäume sind so gepflanzt, dass immer eine andere Sorte blüht. „Deshalb gibt es in den Städten heute sogar mehr Honig als auf dem Land”, sagt er.

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Lydia Schmidt (Bewirtschafterin), Roland Tank (Objektbetreuer), Sandra Hoffmann (Regionalleiterin), Jacqueline Stoldt (Bewirtschafterin), Herr und Frau Petersen (v.l.n.r.)

Große Kinderaugen beim Schleudern des Honigs

Erst als Herr Petersens Büro umziehen musste, stellte sich erneut die Frage: Wohin mit den Bienenstöcken? Also nahm er einen Bienenstock wieder mit in die Siedlung. Auch hier reagierte der damalige Eigentümer der Wohnanlage zunächst überrascht, ließ sich dann aber überzeugen – zur Freude der Kinder, die große Augen machten, wenn Herr Petersen den Honig alljährlich schleuderte. Erst mit bereits über 70 Jahren ließ er von seinem Hobby ab. Die Liebe zum Honig aber blieb. „Jeden Morgen stehen bei mir drei bis vier Honiggläser auf dem Tisch. Es gibt einfach so viele leckere Sorten”, sagt Herr Petersen.

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 Keine Angst vor Stichen

Im Mai 2024 und noch vor der Lindenblüte kam dann die große Überraschung. Der parkähnliche Innenhof seiner Siedlung bekam von der Deutsche Wohnen ein eigenes Bienenvolk geschenkt. Nun schwirren wieder Bienen um Herrn Petersen. Vor Stichen hat er keine Angst.  „Ich lasse auch Wespen über meine Hände krabbeln. Die tun einem nichts – und wenn doch, dann belebt das. Ein Stich ist gesundheitsfördernd”, sagt der 92-jährige. Er weiß, wovon er spricht.

Vor Weihnachten eine süße Überraschung

„Wir freuen uns, unseren Mieterinnen und Mietern eine solche Freude mit dem Bienenvolk zu bereiten”, sagt Sandra Hoffmann, Regionalleiterin bei Deutsche Wohnen, die die Bienen in die Siedlung zurückgebracht hat. Im Quartier wurden in diesem Jahr um die 10 kg Honig geerntet. Kurz vor Weihnachten hatte Frau Hoffmann daher eine besondere Überraschung für Herrn Petersen und seine Nachbar:innen: ein Glas Honig vom Bienenvolk der Wohnanlage.

 Bild: Deutsche Wohnen/Offenblende

09.12.2024


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